Meilensteine - Reutter & RECARO

 

Stuttgarter Karosseriewerk Reutter:

1906:
Wilhelm Reutter gründet am 1. Oktober die Firma „Wilhelm Reutter, Automobil Carosserien jeder Art, Teilarbeiten und Reparaturen“.

 

1908:
25 Mitarbeiter in der Reuchlin-/Augustenstrasse.

 

1909:
Eintritt seines Bruders Albert Reutter in die Firma als Teilhaber und Kaufmännischer Leiter. Albert Reutter wurde in der Folge zum eigentlichen Motor des Unternehmens.

Patent Nr. 225555 für ein „Klappverdeck mit Vordach, insbesondere für Motorfahrzeuge“. Die „Reformkarosserie“ war der Vorläufer des Cabriolets.

1910:
Umfirmierung in „Stuttgarter Karosseriewerk Reutter & Co, Inhaber W. & A. Reutter“

 

1913:
Patent Nr. 282734 für ein mechanisches Kurbelfenster.

 

1914:
Erstmals erscheint ein Reiter als Symbol für Reutter-Karosserien in der Werbung.

Kriegsbedingte Umstellung der Produktion.


1918:

Wilhelm Reutter zieht sich aus der aktiven Firmenleitung zurück, die sein Bruder Albert alleine übernimmt.

 

1920:
Neben Reparaturaufträgen Rückkehr zum Karosseriebau mit zahlreichen Aufträgen aus dem In- und Ausland.

 

1921:
Anfertigung eines Mercedes-Phaeton mit ziselierter Aluminium-Karosserie für die Automobilausstellung in Berlin.

 

1923:
Werbung als „Älteste Karosseriefabrik für Cabrioletkarosserien Deutschlands“.

 

1924:
Erwerb der Lizenz zur Fertigung „moderner“ Weymann-Karosserien.

 

1925: 
Die Belegschaft wächst auf ca. 400 Mitarbeiter.

Lieferung von 12 Cabriolets an BMW in Eisenach.

 

1927: 
Umfirmierung in eine GmbH – „Stuttgarter Karosseriewerk Reutter & Co GmbH“.

Patent für einen „im Ganzen abnehmbaren Verdeckaufsatz für Kraftwagen“. Mit dieser Konstruktion gelang es, bisher aufwändige Umbauten eines Phaeton im Frühjahr und Herbst auf ein zeitlich und finanziell vernünftiges Maß zu reduzieren.

Beginn einer langjährigen, beiderseits erfolgreichen Zusammenarbeit mit den Wanderer-Werken in Chemnitz. Produktion verschiedener Wanderer-Typen. Der Typ W10 wurde in Kleinserie von zunächst 30 Stück pro Tag gebaut.


1929:

Patent für eine „Automobil-Karosserie mit Zwangsbelüftung“.

 

1932: 
Konstruktion des Wanderer-Stromlinienwagens (Porsche Typ 8); Beginn der Kooperation zwischen Reutter und Porsche.

Das Konstruktionsbüro Porsche erhält von der Fa. Zündapp (Nürnberg) den Auftrag zur Entwicklung eines Kleinwagens mit 5-Zylinder Sternmotor im Fahrzeugheck. Die Karosserie wird bei Reutter gebaut (Porsche Typ 12).

Zahlreiche Aufträge der aus der Fusion der Firmen DKW, Audi, Horch und Wanderer entstandenen „Auto-Union AG“.

 

1934:
Ein von Porsche entwickelter VW-Vorläufer auf NSU-Fahrgestell (Porsche Typ 32) wird bei Reutter gebaut.

 

1935:
Serienfertigung der Wanderer-Karosserietypen W23, W24, W26, W51 und W52.

Im Werk in der Augustenstrasse werden ca. 600 Mitarbeiter beschäftigt.

 

1937: 
Gestaltung und Bau der Mercedes-Benz Typ 230 Stromlinie.

Das Karosseriewerk II in Stuttgart-Zuffenhausen wird in Betrieb genommen.

 

1938:
Tagesproduktion von 33 Karosserien des Typ Wanderer W24.

Reutter baut zunächst ein Holzmodell später Prototypen des Volkswagens mit geteilter Heckscheibe (Porsche Typ 60 / VW 38). Diese Form wurde bei Reutter serienreif gemacht und in dieser Form später in Fallersleben bzw. Wolfsburg bis März 1953 gebaut.

Entwicklung des „Leveroll-Patents“ zum Reutter-Patent Nr.1455923: „Verstellbarer Sitz für Kraftfahrzeuge“.


1939:
 
Wilhelm Reutter stirbt am 5. August nach langer Krankheit.

Die Firma beschäftigt ca. 900 Mitarbeiter.

 

1940: 
Bau des Stromlinienwagens K4 auf Basis BMW 335 (Design: Prof. W. Kamm).

Theodor Koch, der Schwiegersohn von Albert Reutter tritt in die Leitung des Unternehmens ein.

 

1941: 
Kriegsproduktion von Flugzeugteilen (u. a. Messerschmitt ME 410 und Dornier Do 365).

Die Belegschaft schrumpft bis 1944 auf 350 Mitarbeiter.

 

1944: 
Am 9. Dezember werden Albert Reutter und sein Schwiegersohn Theodor Koch nach einem Fliegerangriff im Werk I in der Augustenstrasse verschüttet.

Albert Reutter stirbt am 10. Dezember, Theodor Koch am 11. Dezember.


1945:
 
Die Belegschaft zählt nach Kriegsende noch 94 Mitarbeiter. Beide Werke wurden erheblich zerstört.

Nach der Fertigung von Handwagen und Kleinherden erfolgte ein Neubeginn mit Reparaturen und Neubauten für die Stuttgarter Straßenbahn AG und die Deutsche Reichsbahn.

 

1946: 
Neben Karosseriereparaturen für Privatkunden auch Aufträge der amerikanischen Besatzungsmacht. Bau von Wohnwagen. Erster Auftrag nach dem Krieg für eine Cabrio-Karosserie auf Adler-Trumpf-Fahrgestell.

Neuanfertigung von Sitzschienen.

Ende des Jahres 185 Betriebsangehörige.


1948:
 
Dipl. Ing. Walter Beierbach tritt als technischer Betriebsleiter in die Geschäftsleitung ein. Seine Ideen führen zu Neuerungen und zahlreichen Patenten.

Die Mitarbeiterzahl beträgt 210.

 

1949: 
Bau von 4 BMW-Prototypen (Typ Rheinland), des späteren Typ 501.

Beginn der Kooperation mit Porsche als konstantem Partner.

Erster Auftrag für 500 Karosserien des Porsche Sportwagens Typ 356. Als Gegenleistung für notwendige Investitionen zur Serienfertigung dieser Fahrzeuge werden Porsche Fabrikationsräume auf dem Reutter-Gelände zur Verfügung gestellt.

Die Belegschaft ist auf 263 Mitarbeiter angestiegen.


1950:

Am 4. April Auslieferung der ersten Porsche Sportcoupé-Karosserie Typ 356 aus Stuttgarter Produktion.

 

Das Reutter Karosserie-Logo (1950-1952) wurde rechts unten hinter dem Radkasten angebracht.

Wesentliche Produkte sind nach wie vor Omnibusse, Führerhäuser, Kühlerhauben, Kotflügel, Sitzschienen, Verdecke und Reparaturen.

Der Aufschwung zeigt sich am Anstieg der Belegschaft auf 370.


1951:
 
Vorstellung des Porsche Typ 356 auf der Int. Automobilausstellung in Frankfurt.

Am 20. September Fertigstellung der 1000. Karosserie des Porsche 356.

Porsche kauft ein Areal der Reutter’schen Grundstücksfläche in Zuffenhausen für einen Fabrikneubau.

 

1952: 
Herstellung von 1056 Coupé- und 294 Cabrio-Karosserien des Porsche Typ356.

Ab April kommt der Porsche 356-Nachfolger mit der „geknickten“, einteiligen Frontscheibe.

 

1953: 
Erweiterung der Werksanlagen in Zuffenhausen.

Die Tagesproduktion der Porsche 356-Karosserie liegt bei 25 Stück.

Patent Nr. 881099 für „einen Gelenkbeschlag für Polstersitze mit verstellbarer Lehne“, den Reutter-Liegesitzbeschlag.

 

1954: 
Am 15. März Fertigstellung der 5000. Porsche Coupé-Karosserie Typ 356.

Der Porsche 356-Speedster der „Vor-A-Serie“ kommt auf den Markt.

Das Reutter Karosserie-Logo wird erneuert (1953-1955).

Der Reutter-Liegesitzbeschlag wird auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt.

 

1955: 
Mit Einführung des Porsche Typ 356A wird das Reutter-Karosserieschild für den nationalen und internationalen Markt unterschiedlich gestaltet.

Zusatzauftrag für weitere 3000 Karosserien des Porsche Typ 356A.

Bau von Prototypen des Porsche-Jagdwagens (Typ 597).



1956:
 
50-jähriges Bestehen des „Stuttgarter Karosseriewerks Reutter & Co. GmbH“.

Die 10.000. Porsche-Karosserie verlässt das Werk.

Reutter beschäftigt wieder 900 Mitarbeiter.

 

1957:
Auftrag für weitere 5000 Porsche-Karosserien in der überarbeiteten Version des Typ 356 (T2).

Am 9. September Gründung der Reutter-Tochter „Recaro AG“ (REutter-CAROsserie) in Glarus/Schweiz.

Entwicklung und Herstellung eines „Microbus“-Prototyps für die Willys-Motor Inc., Toledo/USA und weitere Aufträge für Karosserie-Prototypen des Willys-Jeepster.

Bau von 3 Prototypen auf „New Yorker“-Fahrgestell von Chrysler für die Aluminium Division der Olin Mathieson Chemical Corp./USA: Scimitar Hardtop Convertible, Scimitar Station Sedan und Scimitar Towncar-Phaeton.

Entwicklung und Bau des „Fahrmobils“ für die Firma Fahr in Gottmadingen.


1959:
 
Bau des Porsche Typ 356B (T5) als Coupé, Cabriolet und mit abnehmbarem Hardtop.

Der Porsche-Sitz wird mit einem gekapselten Liegesitzbeschlag versehen.

Entwurf und Herstellung eines viertürigen Cabriolets für Citroen DS/ID19 mit einem „Cabrioletverdeck mit Schiebedach“.

 

1960:
Für die bei den Firmen Drauz, Karmann und D’Iteren gebauten Porsche-Karosserien liefert Reutter alle Pressteile, Rahmen und Sitze.

 

1961:
Bau von Vorläufern und Prototypen des Porsche 901 (Porsche Typ 754 (T7) und T8), der später als Typ 911 bekannt wird.

 

1962: 
Anschlussauftrag von Porsche für den Bau weiterer 4200 Karosserien.

 

1963:
Der Porsche 356B wird durch den Porsche 356C abgelöst.

Im Herbst Vorstellung des Porsche 901 bzw. 911 auf der Int. Automobilausstellung in Frankfurt.

Am 1. Dezember Übernahme des „Stuttgarter Karosseriewerks Reutter & Co GmbH“ mit der Produktionsstätte in Stuttgart-Zuffenhausen durch die „Dr. Ing. h. c. F. Porsche KG“ und zunächst Weiterführung als „Karosseriewerk Reutter“. Ab 1. März 1964 Umbenennung in "Karosseriewerk Porsche".

Von ca. 1.200 Mitarbeitern wechseln 950 zu Porsche. 250 Mitarbeiter bilden den Stamm für die Firma „Recaro GmbH“ mit Sitz in der Stuttgarter Augustenstrasse, die im Familienbesitz Reutter verbleibt.

 

 

 

RECARO GmbH & Co:

1963: 
Der Name der 1957 in der Schweiz gegründeten „Recaro AG“ wird nach Deutschland übertragen und die Firma „Recaro GmbH & Co“ gegründet, die am 1. Dezember als „Fabrik für Fahrzeugsitze“ im ehemaligen Werk I des Stuttgarter Karosseriewerks Reutter in der Augustenstrasse 82 ihre Geschäfte aufnimmt.

Ein 10-Jahres-Liefervertrag für alle Sitze der Porsche Sportwagen wird abgeschlossen.

Fertigung von Komplettsitzen, Liegesitzbeschlägen und Kopfstützen für zahlreiche in- und ausländische Automobilfirmen, Groß- und Einzelhändler zum Einbau in Neu- und Nachrüsten in Altfahrzeuge.


1965:
 
Entwicklung unterschiedlicher Sitztypen, vor allem des „Recaro-Sportsitz“.

Ergänzung des Sitzprogramms durch weitere Modelle von Schalensitzen mit verstellbarer Lehne, auch für den Rennsport.

 

1967: 
Bau einer ersten Halle als Erweiterung der Produktionsstätten der „Recaro GmbH“ in Schwäbisch Hall.

 

1968: 
Bau von zwei weiteren Hallen in Schwäbisch Hall.

Am 19. Dezember Gründung der „Recaro Maschinenbau GmbH“ mit Sitz in Stuttgart.

 

1969: 
Erste Gespräche über eine Kooperation mit der Firma Fritz Keiper (Remscheid).

Am 24. Oktober unterbreitet Keiper ein Kaufangebot für die Recaro-Firmen.

Abschluss des Kaufvertrags zwischen den Firmen Fritz Keiper und Recaro GmbH & Co am 30. Dezember.


1970:
 
Am 1. Januar Übernahme der Recaro Firmen „Recaro AG“, „Recaro GmbH & Co“ und „Recaro Maschinenbau GmbH“ mit der Produktionsstätte Schwäbisch Hall durch die Fritz Keiper GmbH & Co. Der Firmenname Recaro bleibt bestehen. In Stuttgart und Schwäbisch Hall tätige Mitarbeiter werden übernommen.

Verpachtung des im Familienbesitz verbliebenen Reutter-Stammwerks in der Augustenstrasse an Keiper.

 

1993: 

Im Rahmen eines Sanierungskonzeptes für den Stuttgarter Westen wird der Stammsitz des Stuttgarter Karosseriewerks Reutter dem Erdboden gleichgemacht.

Ein glanzvoller Name und das letzte Zeugnis für einen erfolgreichen Betrieb, der die Automobilgeschichte an entscheidenden Stellen mit geprägt hat, ist damit endgültig verschwunden.